Kinder Scooter/Kickboard-Vergleichstest
- Vier Scooter/Kickboards im Test | 11/2016 -
Tretroller begeistern Erwachsene und Kinder schon seit über 100 Jahren. Diese Art der Fortbewegung ist auch im 21. Jahrhundert noch immer sehr beliebt. Heutzutage heißen die kleinen Roller allerdings etwas neumoderner „Kickboard“ oder „Scooter“.
Der Begriff „Kickboard“ ist übrigens eine geschützte Marke des Schweizer Herstellers Micro Mobility. Als „Kickboard“ wird aber umgangssprachlich ein Roller bezeichnet, der vorne nicht eine sondern zwei Rollen aufweist.
Es ist umstritten, ob der Deutsche Sieghard Straka oder der Schweizer Wim Ouboter zuerst die Idee hatten eine Kombination aus Tretroller und Skateboard zu bauen. Sicher ist, dass der Schweizer die Lenkkonstruktion mit zwei Rollen vorne vom Berliner Straka Ende der neunziger Jahre abgekauft hat.
Genau diese Konstruktion unterscheidet das „Kickboard“ vom „Scooter“. Scooter werden mit einem Lenker und einem drehbaren Vorderrad wie ein Fahrrad gelenkt, Kickboards hingegen ähnlich einem Skatboard über einfache Gewichtsverlagerung. Genau das macht wohl den Fahrspaß und die Faszination dieses Sportgerätes aus.
Nach über 20 Jahren Entwicklung gibt es mittlerweile zahlreiche Anbieter für Roller mit dieser Lenkkonstruktion. Das haben wir zum Anlass genommen, verschieden Modelle miteinander zu vergleichen.
Zu den meistverkauften Kickboards gehört das „Maxi Micro“ aus dem Hause Micro Mobility. Weitere Modelle mit vergleichbarer Technik kommen von Hodura, Globber und neuerdings auch vom Skate-Spezialisten Powerslide. Alle Modelle sind für Kinder konstruiert, es gibt jedoch unterschiedliche Altersempfehlungen seitens der Hersteller. Den fahrpraktischen Test haben deshalb Kinder gemacht, die im empfohlenen Altersbereich aller vier Boards lagen.
Technischen Daten und Preise der vier Modelle
Modell |
Micro Mobility Maxi Micro |
Hodura Tiny Turn |
Globber My Free 2C Up |
Powerslide Worx Movemax |
Rollendurchmesser/Breite vorne |
120 mm / 30mm |
120 mm / 24 mm |
120 mm / 24 mm |
120 mm / 30 mm |
Rollendurchmesser/Breite hinten |
2 x 80 mm / 24 mm |
100 mm / 24 mm |
80 mm / 24 mm |
2 x 100 mm / 24 mm |
Kugellager |
ABEC 7 |
ABEC 5 |
ABEC 5 |
ABEC 5 |
Lenkerhöhe |
66 bis 91 cm |
68 cm (fix, nicht verstellbar) |
60 bis 78 cm |
63 bis 85 cm |
Anzahl feste Rastpunkte |
1 |
0 |
3 |
4 |
Material Lenkerklemme |
Kunststoff |
- |
Aluminium/Kunststoff |
Aluminium/Kunststoff |
Transportstellung Lenkstange |
Abnehmbar |
Abnehmbar |
Abnehmbar |
Einklappbar (dient als Tragegriff) |
Verbindung Lenkstange/Bord |
Rastmechanismus Kunststoff |
Rastmechanismus Metall |
Rastmechanismus Kunststoff |
Rastmechanismus Metall |
Zusätzliche Sicherung Lenkstange/Board |
Nein |
Nein |
Nein |
Ja (Spannhebel) |
Material Lenker-Griff |
Gummi |
Schaumstoff |
Gummi |
Gummi |
Länge/Breite Standfläche |
33 cm / 13 cm |
30 cm / 11 cm |
31 cm / 10 cm |
35 cm / 13 cm |
Material Trittblech |
Kunststoff/Glasfaser |
Kunststoff |
Kunststoff |
Kunststoff/Metall |
Breite der Bremse |
55 mm |
30 mm |
30 mm |
60 mm |
Material Bremse |
Metall/Kunststoff |
Metall/Kunststoff |
Metall/Kunststoff |
Metall/Kunststoff |
Gesamtlänge/Breite |
57 cm / 27 cm |
59 cm / 27 cm |
56 cm / 28 cm |
62 cm / 28 cm |
Gewicht |
2,8 kg |
2,2 kg |
2,4 kg |
3,4 kg |
Maximale Belastbarkeit |
50 kg |
50 kg |
50 kg |
80 kg |
Altersempfehlung |
Ab 5 Jahre |
Ab 3 Jahre |
Ab 3 Jahre |
Ab 4 Jahre |
Preis (UVP) |
124,95 Euro |
59,95 Euro |
79,95 Euro |
79,95 Euro |
Wie haben wir getestet?
Unser Praxis-Test umfasste die Bereiche Rolleigenschaften (Beschleunigen, Fahren auf gerader Strecke und Ausrollvergleich), Handling und Lenkverhalten (Slalom-Parcours) sowie die Funktion der Bremse (Bremsweg).
Darüber hinaus wurden die Kickboards hinsichtlich der Funktionalität (Größenverstellbarkeit/Transportfunktion) und der Verarbeitung (Qualitätseindruck) von zwei Erwachsenen mit entsprechendem Sachverstand begutachtet und beurteilt. Die einzelnen Testbereiche wurden anhand einer Skala von 1 bis 10 bewertet. Dabei ist 10 der bestmögliche Wert und 1 entsprechend der schlechteste.
Ausrollvergleich
Unser Ausrollvergleich wurde auf einer Gefällstrecke bergab mit anschließendem Flachstück gemacht. Die Kinder starteten aus dem Stand und durften sich dabei nicht abstoßen. Lenkbewegungen sollten vermieden werden. Bei mehreren Ausrollversuchen konnten die Kinder auf den Boards von Powerslide und Micro Mobility stets am weitesten rollen. Offensichtlich ist die Qualität der Rollen und Kugellager bei diesen beiden Modellen deutlich besser als beim Globber und beim Hodura.
Beschleunigung
Die Roller ließen sich auf unserer kurzen Sprintstrecke aus dem Stand annähernd gleich gut beschleunigen. Der Powerslide Worx Movemax zeigte hierbei ein minimal schlechteres Ergebnis, welches auf das etwas höhere Gewicht des Rollers zurück zu führen sein könnte. Dafür bietet er die größte Standfläche auf dem Deck, so dass auch größere Kinderfüße problemlos Platz finden. Bei den Modellen von Hodura und Globber wurde bei unseren Testfahrten des Öfteren versehentlich auf die Bremse getreten, weil die Decks auch für „normale“ Kinderfüße relativ kurz ausfallen.
Übrigens ist das Deck beim Worx-Roller im Randbereich mit zahlreichen Noppen versehen. Diese sorgen für besonders guten Halt beim Beschleunigen auch wenn die Schuhsohlen einmal etwas feucht sind.
Fahren auf gerader Strecke
Die ein wenig nervös wirkende Lenkung der Modelle von Hodura und Globber brachten eine gewisse Unruhe in die Geradeausfahrt. Die Lenkung des Maxi Micro war zwar grundsätzlich etwas angenehmer, aber die Aufnahme der Lenkstange hatte etwas viel Spiel im Vergleich zu der präzisen Lenkung des Powerslide Worx. Dieser überzeugte auch bei schneller Fahrt voll und ganz.
Kurvenfahren/Slalom
Beim Slalomfahren gab es keine großen Unterschiede. Die Testfahrer(innen) fanden allerdings die Abstimmung der Lenkung des Maxi Micro Kickboards mehrheitlich am besten. Die sehr leichtgängigen Lenkungen des Hodura und des Globber-Rollers kamen beim Slalomfahren ebenfalls gut an. Die etwas straffere Lenkung des Worx-Rollers ließ im direkten Vergleich etwas Agilität vermissen. Alle Modelle ließen sich von den Kindern jedoch nach kurzer Gewöhnung sicher um die Pylonen steuern.
Bremsweg/Bremsverhalten
In dieser Disziplin gab es deutliche Unterschiede. Der Powerslide Worx Movemax glänzte durch einen kurzen Bremsweg und eine präzise Dosierung der Bremse. Grund dafür sind wahrscheinlich die im Vergleich zu den Mitbewerbern größeren Hinterräder. Zweitbester war der Maxi Micro. Der Bremsweg war zwar ein kleines Stück länger, die Dosierbarkeit der Bremse war aber durchaus gut.
Deutlich schlechter sah es bei den Modellen von Hodura und Globber aus. Beide Modelle verfügen nur über ein Hinterrad und neigen beim Bremsen schnell zum Blockieren. Bei genauerem Hinsehen fällt die mangelhafte Konstruktion der Bremsbleche auf. Sowohl beim Hodura als auch beim Globber befinden sich scharfkantige Nieten auf der Reibfläche der Bremse. Diese sorgten dafür, dass das Hinterrad schon nach wenigen Bremsmanövern deutliche Riefen aufwies. Die Rolleigenschaften des Rades sind somit nach kurzer Zeit erheblich schlechter.Größenverstellbarkeit
Das Modell von Hodura weist leider überhaupt keine Größenverstellung auf. Beim Maxi Micro Kickboard gibt es zwar eine Größenverstellung, jedoch lässt sich der Teleskoplenker nur in einer Position einrasten. In allen anderen Positionen dient lediglich die aus Plastik gefertigte Lenkerklemme als Arretierung. Bei dem getesteten Modell hielt diese leider zunächst nicht. Erst nachdem die Innensechskantschraube sehr fest angezogen wurde war die Klemmwirkung zufriedenstellend.
Der Roller von Globber hat genau wie der Worx Movemax mehrere feste Rastpunkte um die Höhe des Lenkers einzustellen. Beim Globber sind es drei beim Worx sogar vier. Der Verstellbereich ist beim Worx mit 62 bis 91 cm am größten.
Transportfunktion
Hier kann vor allem der Worx-Roller überzeugen. Die Lenkstange lässt sich durch Lösen des Sicherungshebels und Drücken des Entrieglungsknopfes einklappen. In der eingeklappten Transportstellung rastet die Lenkstange dann automatisch wieder sicher ein, so dass der Roller bequem mit einer Hand getragen werden kann. Das Ausklappen geht im Prinzip genauso einfach. Auch hier rastet die Lenkstange automatisch ein sobald der Lenker in die Fahrposition zurück geklappt wurde. Anschließend muss nur noch der Sicherungshebel geschlossen werden. Dabei ist allerdings wichtig, dass der Hebel nach hinten zeigt, da er sonst beim Fahren an das Vorderrad stoßen könnte.
Bei den Modellen von Micro Mobility, Hodura und Globber lässt sich die Lenkstange nicht einklappen sondern nur vollständig herausnehmen. Das hat den großen Nachteil, dass man zum Transport zwei Teile in der Hand hat. Außerdem macht man sich beim Tragen gegebenenfalls die Hände schmutzig, da die Boards auf und unter dem Deck gerne etwas Schmutz und Feuchtigkeit sammeln. Einen praktischen Griff wie beim Powerslide Worx Movemax gibt es nicht. Außerdem wird bei allen drei Mitbewerbern auf einen zusätzlichen Sicherungshebel verzichtet.
Es besteht daher die Gefahr, dass sich die Lenkstange unbeabsichtigt löst, sofern sie nicht tief genug in die entsprechende Aufnahme eingeschoben wurde oder die Sicherungsnase nicht richtig ausfährt, weil sie zum Beispiel verschmutzt ist. Diese Gefahr ist übrigens beim Maxi Micro und beim Hodura besonders groß, weil die Sicherungsnase im „schmutzintensiven“ Bereich unterhalb des Decks angebracht ist.
Qualitätseindruck
Die Geräte von Hodura und Globber machen keinen überzeugenden Eindruck. Insbesondere die Konstruktion der Bremse wirkt wenig durchdacht und sorgt für einen schnellen Verschleiß des Hinterrades.
Beim Micro Mobility stört das Spiel in der Lenkstange den ansonsten guten Qualitätseindruck. Der Worx Movemax hinterlässt den besten Eindruck. Die zusätzlich an der Unterseite angebrachten Metallverstärkungen unterstreichen die insgesamt sehr ordentliche Verarbeitung des Rollers.
Gewicht
Das Gewicht eines Kickboards ist insbesondere für sehr kleine Sportler von Bedeutung. Alle Boards sind aber durchaus als leicht zu bezeichnen. Der Worx-Roller ist zwar ca. 600 Gramm schwerer als das zweitschwerste Modell, das Maxi Micro Kickboard mit 2,8 Kilogramm, allerdings ist dieser Unterschied eher beim Transport als beim Fahren von Bedeutung. Die beiden leichtesten Modelle sind der Globber mit 2,4 Kilogramm und der Hodura Roller mit 2,2 Kilogramm.
Ergebnis-Tabelle
Modell |
Micro Mobility Maxi Micro |
Hodura Tiny Turn |
Globber My Free 2C Up |
Powerslide Worx Movemax |
Ausrollvergleich |
10 |
7 |
8 |
10 |
Beschleunigung |
9 |
9 |
9 |
8 |
Geradeaus Fahren |
9 |
7 |
7 |
10 |
Kurvenfahren/Slalom |
10 |
9 |
9 |
8 |
Bremsweg/Bremsverhalten |
9 |
5 |
5 |
10 |
Größenverstellbarkeit |
6 |
0 |
8 |
10 |
Transportfunktion |
7 |
7 |
8 |
9 |
Qualitätseindruck |
8 |
3 |
3 |
9 |
Gewicht |
9 |
10 |
10 |
8 |
Summe |
77 |
57 |
67 |
82 |
Platzierung | 2. | 4. | 3. | 1. |
Fazit
Insgesamt hat das Modell Worx Movemax aus dem Hause Powerslide den besten Eindruck in unserem Vergleichstest hinterlassen. Es zeigt in keiner Disziplin größere Schwächen. Der einzige kleine Kritikpunkt ist das etwas höhere Gewicht, welches auf den aufwendig konstruierten Verstell- und Einklapp-Mechanismus zurück zu führen ist. Für den täglichen Weg zur Schule oder in den Kindergarten eignet sich der Worx-Roller hervorragend.
Zweiter Sieger in unserem Vergleich ist das Maxi Micro Kickboard von Micro-Mobility. Es hat gute Fahreigenschaften, zeigt jedoch Schwächen bei der Konstruktion der Lenkstange bezüglich Transport und Verstellbarkeit.
Die Modelle von Hodura und Globber können im direkten Vergleich nicht mithalten. Vor allem die Konstruktion der Bremse macht bei beiden Modellen einen mangelhaften Eindruck. Zudem fehlt beim Hodura die Möglichkeit die Lenkerhöhe einzustellen.
Bezogen auf den Preis der einzelnen Roller wird der Unterschied zwischen den beiden Erstplatzierten noch deutlicher. Das Maxi Micro Kickboard kostet stolze 124,95 Euro. Der Testsieger von Powerslide hingegen nur 79,95 Euro. Zum gleichen Preis bekommt man auch den Globber. Wer nicht bereit ist knapp 80 Euro zu investieren, bekommt für 59,95 Euro den Hodura Roller, mit den bereits erwähnten Schwächen in Qualität und Funktionaltät.
Das alle vier Sportgeräte grundsätzlich Spaß bereiten, konnte man übrigens am Gesichtsausdruck der Kinder während unserer Testfahrten deutlich ablesen. Das Lenken über Gewichtsverlagerung ist zudem ein sehr gutes Gleichgewichtstraining für die Kids.